Dabei könnte es so einfach sein, hier Ordnung ins Chaos zu bringen und selbst den hohen Grad an Komplexität zu bewältigen. Verbesserte Wettbewerbsfähigkeit durch ein vordefiniertes System aus Qualitäts- und Entwicklungsmethoden ist hier das Stichwort. Besonders in den Bereichen der Entwicklung gibt es kaum einen einheitlichen Ablauf, selten funktioniert etwas auf Anhieb. Oftmals müssen Fehler, mit denen zuvor nicht gerechnet wurde, im Nachhinein korrigiert werden. Ein schrittweises Vorankommen ist hier die Regel, wobei bei jedem Schritt mögliche Synergieeffekte genau bedacht werden müssen.
Um wenigstens diese Schritte planungsmäßig zu absolvieren und bei Fehlern nicht zu weit zurück zu fallen, werden sogenannte Quality Gates und Milestones gesetzt. Erst wenn diese passiert bzw. erreicht sind, darf zum nächsten Schritt übergegangen werden. Wichtige Aspekte, die dann eine Art Zwischenfreigabe erlauben, sind unter anderem gesetzliche Normen und Vorgaben.
Die deutsche Bundesregierung versucht hierzu mit dem Projekt „Industrie 4.0“ eine Hilfestellung zugeben. Der Plan ist es, deutschen Unternehmen dabei zu helfen, am globalen Markt teilnehmen zu können. Zur Zeit bestehen an dieser Stelle nämlich enorme Defizite. Durch mangelnde Zusammenarbeit haben sich in den einzelnen Unternehmen, sogar den einzelnen Abteilungen, ganz individuelle Methoden und System zu diversen Problemlösungen gebildet. Diese lassen sich nur noch schwer mit externen vereinigen. So mag es zwar sein, dass in zwei Abteilungen die FMEA Analyse angewendet wird, diese aber jeweils auf völlig unterschiedlichen Systemen basiert. Werden die Daten hierzu auch noch in unterschiedlichen Systemen verwaltet, sind Zusammenhänge nicht mehr erkennbar.
Industrie 4.0 möchte nun genau dort anknüpfen und es ermöglichen unterschiedliche Methoden miteinander zu verknüpfen. Die Forderung ist klar: Durchgängigkeit aller Daten und Aktivitäten in der Entwicklung. Im Produktentstehungsprozess bedeutet dies, als Basis einheitliche Methoden zu wählen und diese dann gezielt auf den Anforderungsbereich anzupassen. Der daraus entstehende Methodenbaukasten ermöglicht es, zu jeder Zeit die richtige Methode zur Hand zu haben. Und da sie alle aus dem selben Pool stammen, lassen sie sich miteinander kombinieren, auch wenn sie ursprünglich aus unterschiedlichen Bereichen stammen.
Kontinuierlicher Fortschritt
Ein derartiger Methodenbaukasten sollte am ehesten mit den Anforderungen beginnen. Weiß man, was man erwartet und braucht, kann man gezielt Prioritäten setzen und eine geeignete Struktur entwickeln. Im weiteren Vorangehen empfiehlt es sich eine durchgängige Systemmodellierung einzuhalten, in der Semantiken für alle Bereiche vordefiniert sind. Inkonsistenz wird somit optimal Einhalt geboten. Dieses System ist nun die Basis für alle weiteren Zusammenarbeiten.
Aus praktischen Gründen sollte man für alle anfallenden Arbeitsschritte ein Web-Portal verwenden. Es ist für jeden Mitarbeiter von überall im Unternehmen leicht erreichbar und gewährleistet zusätzlich eine einheitliche Datenkonsistenz. Somit eignet es sich hervorragend zur Bewältigung komplexer Prozesse. Weiterer positiver Aspekt ist, dass man jedem Mitarbeiter genau die für ihn benötigten Daten zur Verfügung stellen kann und er auch nur dafür Freigaben (Einsicht- und / oder Bearbeitungsrechte) bekommt.
Sind auf diese Weise alle Prozessabläufe miteinander verbunden, können Fehleranalysen viel effektiver arbeiten. Das erspart vor allem Zeit und Kosten. Den Beteiligten können problemlos Fehlernetze und Funktionsstrukturen bereitgestellt werden, die sie für weitere Schritte benötigen.
Mit der Zeit wird der Umgang mit dem neuen Methodenbaukasten erheblich einfacher und wirkt sich positiv auf den Produktentstehungsprozess aus. Arbeiten erst einmal alle Abteilungen Hand in Hand, können sich gegenseitig Daten zuwerfen und diese auch verstehen, entstehen weniger Missverständnisse und daraus resultierende Fehler, kürzere Produktionszeiten und geringere Kosten.